Die Neue Grundsicherung - Beschluss des Bundesvorstandes der CDU Deutschlands
Die Politik der CDU Deutschlands ist geprägt vom christlichen Menschenbild. Dieses Bild vom Menschen ist grundsätzlich ein positives. Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch etwas kann. Wir sind der festen Überzeugung, dass Arbeit sinnstiftend ist und Teilhabe sowie Eigenständigkeit ermöglicht. Dafür braucht es einen starken aktivierenden Sozialstaat, der den Prinzipien von Solidarität, Subsidiarität und Eigenverantwortung folgt
Berlin, 18. März 2024
Jeder in unserem Land kann sich darauf verlassen, dass ihm geholfen wird, wenn er Hilfe benötigt.
Gute Sozialpolitik macht eine Gesellschaft stark und widerstandfähig. Sie hilft
  dabei, dass jeder sich mit seinen Talenten und Fähigkeiten einbringen kann. Schlecht
  gemachte Sozialpolitik bewirkt genau das Gegenteil. Sie alimentiert und lähmt damit
  Menschen. Sie frustriert die Fleißigen und schwächt damit die Bereitschaft zur Solidarität.
  Und letzten Endes ist sie ineffizient und teuer. Und genau das sehen wir gerade in der
  Politik der Ampel: schlechte Sozialpolitik.
  Das gilt insbesondere in Zeiten eines enormen Arbeitskräftemangels. Es ist nicht
  hinnehmbar, dass trotz dieses Arbeitskräftemangels die Zahl der Arbeitslosen wieder
  steigt. Wir wollen eine Rückkehr zu einem System des Förderns und Forderns, um den
  Menschen zu helfen, ihre Arbeitskraft in die Gesellschaft einzubringen, finanziell auf
  eigenen Beinen zu stehen und ihren Lebensunterhalt wieder aus eigener Kraft zu
  bestreiten.
  Die große Mehrheit der Menschen in der Grundsicherung will arbeiten und versucht, das
  System zu verlassen. Diese Menschen, die unsere Hilfe wirklich brauchen, müssen wir
  besser unterstützen. Eine Minderheit, die sich nicht an die Regeln hält bzw. diese ausnutzt,
  bringt das gesamte System in Verruf. Deshalb fordern wir:
  Einen Namen, der Klarheit schafft. Grundsicherung steht nicht jedem zu, sondern ist eine
  Unterstützung für diejenigen, die ihren Lebensunterhalt nicht durch eigene Arbeit oder
  Vermögen bestreiten können. Der Name „Bürgergeld“ führt in die Irre und ist Ausdruck des
  politischen Konzepts eines bedingungslosen Grundeinkommens. Dieses Konzept lehnen
  wir klar ab. Deshalb werden wir das „Bürgergeld“ durch eine „Neue Grundsicherung“
  ersetzen.
Bessere Arbeitsanreize. Mit der Einführung des Bürgergelds wurden Anreize gegen eine
  Arbeitsaufnahme und Mehrarbeit gesetzt. Wir fordern eine Reform der
  Hinzuverdienstgrenzen, um die finanziellen Anreize, Arbeit generell bzw. mehr Arbeit
  aufzunehmen, zu erhöhen, damit die Menschen am Ende des Monats tatsächlich mehr Geld
  in der Tasche haben.
  Vermitteln, vermitteln, vermitteln. Das Ziel muss die Vermittlung in Arbeit sein. Viele
  Menschen sind seit vielen Jahren auf die Grundsicherung angewiesen. Ihnen fehlt die
  passende Qualifikation, oder sie sind durch Krankheiten nur bedingt arbeitsfähig. Wir
  fordern, dass der Fokus der Jobcenter auf eine intensive und qualifizierende Unterstützung
  der Hilfeempfänger gelegt wird, damit diese langfristig auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß
  fassen. Die Beratungsdichte muss erhöht, die Fallbelastung reduziert werden. Beratung,
  Potenzialanalysen und Vermittlung sind dabei wichtige und zentrale Instrumente. Es muss
  sichergestellt werden, dass die einzelnen Jobcenter für ihre jeweilige
  Arbeitsmarktsituation bedarfsgerecht und mit ausreichenden finanziellen Mitteln für eine
  erfolgreiche Eingliederung ausgestattet sind. Dabei müssen gemeinsam mit den
  Kommunen die persönlichen Hindernisse zur Arbeitsaufnahme überwunden werden. Die
  Jobcentermitarbeiter behandeln die Menschen, die einen Antrag auf Grundsicherung
  stellen, respektvoll und höflich. Umgekehrt erwarten wir dasselbe. Wir wollen verbindliche
  Eingliederungsvereinbarungen, um Rechte und Pflichten klar zu regeln.
  Prozesse automatisieren und digitalisieren. Durch mehr Digitalisierung und
  Automatisierung müssen Verwaltungsprozesse massiv verschlankt werden. Künstliche
  Intelligenz kann dabei z. B. bei Identitäts-, Antrags- und Unterlagenprüfungen
  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlasten und Prozesse beschleunigen. Häufig steht der
  Datenschutz solchen Lösungen im Weg. Wir werden den Datenschutz in Deutschland auf
  der Grundlage europäischer Mindeststandards handhabbar machen. Wir werden dafür
  Sorge tragen, dass die Ressourcen im Jobcenter nicht in unnötig komplizierte
  Berechnungen von Auszahlungen anstatt in die Betreuung von Arbeitssuchenden fließen.
  Integration durch Arbeit. Viele Menschen, die Grundsicherung beziehen und keiner
  Beschäftigung nachgehen, sind als Asylsuchende in unser Land gekommen. Ihnen fehlen
  Sprachkenntnisse oder die Anerkennung ihrer erlernten Berufe. Das System der
  Grundsicherung setzt aktuell zu wenige Anreize, zunächst auch einfache, nicht der eigenen
  Qualifikation entsprechende Arbeit anzunehmen. Wir sind der Ansicht, dass fehlende
Deutschkenntnisse der Aufnahme von Arbeit je nach Branche und Berufen nicht per se
  entgegenstehen. Es sollte daher mit der Arbeitsvermittlung nicht darauf gewartet werden,
  bis Integrations- oder Sprachkurse abgeschlossen sind. Vielmehr lehrt die Erfahrung, dass
  Spracherwerb gerade auch im Arbeitsalltag stattfindet. Wir halten es daher für sinnvoll und
  auch zumutbar, den weiteren Spracherwerb auch berufsbegleitend fortzuführen. Gerade
  für Eltern und insbesondere für Alleinerziehende mit kleinen Kindern muss dabei die
  Kinderbetreuung sichergestellt sein. Gleichzeitig wollen wir durch gute Bildung und
  Ausbildung von Anfang an die Voraussetzungen schaffen, dass alle Menschen in unserem
  Land befähigt werden, eine qualifizierte Arbeit zu finden. Ein besonderer Schwerpunkt
  muss dabei auf die frühkindliche Bildung und den Spracherwerb gelegt werden.
Sanktionen als Mittel für Akzeptanz. Jeder hat die Verpflichtung, alles zu tun, um
  möglichst schnell wieder ohne die Unterstützung der Solidargemeinschaft auszukommen.
  Mit dem Aussetzen von Sanktionen hat die Ampel den Mitarbeitern der Jobcenter die Mittel
  genommen, diesen berechtigten Anspruch der Steuerzahler auch einzufordern. Deshalb
  wollen wir Sanktionen schneller, einfacher und unbürokratischer durchsetzen. Wir
  vertrauen darauf, dass die Jobcentermitarbeiter die Sanktionsmöglichkeiten
  verantwortungsvoll, individuell angemessen und verhältnismäßig nutzen. Für uns ist klar:
  Jeder, der arbeiten kann, sollte auch einer Arbeit nachgehen. Lehnt ein arbeitsfähiger
  Grundsicherungsempfänger ohne sachlichen Grund eine ihm zumutbare Arbeit ab
  („Totalverweigerer“), soll zukünftig davon ausgegangen werden, dass er nicht bedürftig ist.
  Ein Anspruch auf Grundsicherung besteht dann nicht mehr. Dabei werden wir
  sicherstellen, dass die Kinder und Partner nicht unter dem Verhalten von
  Totalverweigerern leiden.
Termine müssen wahrgenommen werden. Persönliche Gespräche mit den
  Arbeitsvermittlern in den Jobcentern sind essenziell für die Beratung, Qualifizierung und
  Vermittlung von Grundsicherungsbeziehern. Wir wollen diese Mitwirkungspflicht stärker
  einfordern. Künftig soll jeder, der zu Terminen ohne sachlichen Grund mehr als einmal
  nicht erscheint, zunächst keine Leistungen mehr bekommen. Diese einbehaltenen
  Leistungen sollen erst dann ausgezahlt werden, wenn der Gesprächsfaden wieder
  aufgenommen wird. Wenn es auch nach drei Monaten keinen Kontakt mehr zum Jobcenter
  gegeben hat, soll davon ausgegangen werden, dass keine Hilfsbedürftigkeit mehr vorliegt.
  Damit wollen wir zur Mitarbeit motivieren und die Vermittler in den Jobcentern bei ihrer
  wichtigen Arbeit unterstützen.
Solidarität nur für diejenigen, die wirklich Hilfe benötigen. Wir wollen die Karenzzeit
  von zwölf Monaten abschaffen und künftig wieder ab dem ersten Tag in der
  Grundsicherung eine Vermögensprüfung durchführen. Wir fordern, das Schonvermögen
  von der Zahl der Arbeitsjahre abhängig zu machen. Ebenso wollen wir die lange Karenzzeit
  für die Übernahme der Unterbringungskosten in unverhältnismäßig großem und teurem
  Wohnraum abschaffen. Dabei gilt es, Obdachlosigkeit zu vermeiden.
Sozialleistungsmissbrauch bekämpfen. Großangelegter Sozialleistungsmissbrauch, im
  Inland sowie durch im Ausland lebende Menschen, muss beendet werden. Dazu fordern
  wir einen vollständigen Datenaustausch zwischen den Sozial-, Finanz- und
  Sicherheitsbehörden und einen starken Rechtsstaat. Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit
  wollen wir weiter stärken und so härter gegen diejenigen vorgehen, die illegale
  Beschäftigung betreiben oder die „schwarz“ arbeiten.
Den Anpassungsmechanismus modernisieren. Es soll weiterhin eine jährliche
  Anpassung der Regelsätze erfolgen. Es ist richtig, dass steigende Preise nicht erst
  rückwirkend zu höheren Grundsicherungsleistungen führen. Die historisch hohen
  Inflationsraten der vergangenen zwei Jahre haben jedoch zu unverhältnismäßigen
  Anpassungen und damit Akzeptanzproblemen in der Bevölkerung geführt. Solche Extreme
  wollen wir künftig verhindern.
Ein einziges System der Grundsicherung. Derzeit existieren in Deutschland zwei
  unzureichend aufeinander abgestimmte Sicherungssysteme: das Bürgergeld auf der einen
  Seite und auf der anderen Seite ein System, das Wohngeld, Kindergeld, Kinderzuschlag und
  den Unterhaltsvorschuss umfasst. Das Nebeneinander dieser Systeme ist kaum zu
  durchschauen und führt dazu, dass der Zugang zu den Leistungen für die Menschen in
  unserem Land erheblich erschwert wird. Wir wollen perspektivisch diese Systeme daher in
  eine neue und einheitliche Struktur überführen.